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Berliner Wirtschaft
Vier Freunde, ein Imperium
RusMedia Group: Radio, TV, Web und Zeitung für 300 000 russischsprachige Berliner
Dezember 2013
von Uta Richter
Es ist ein Brückenschlag zwischen der alten Heimat und dem neuen Leben in einem anderen Land. 300 000 Berliner haben ihre Wurzeln in russischsprachigen Ländern und sie wollen ihre Sprache und ihre Kultur bewahren. Das ist der Punkt, an dem RusMedia ansetzt. Das Unternehmen, dass sich als Medienholding und Verlagshaus sieht, versorgt die russischsprachige Zielgruppe mit Informationen in ihrer Muttersprache, und zwar über alle gängigen Kanäle. In den Räumen in der Springer-Passage an der Rudi-Dutschke-Straße in Kreuzberg sitzen Journalisten, Redakteure, Grafiker, Moderatoren und Medienberater in einem Großraum und einigen angrenzenden Büros. Nur ein paar Hinweisschilder mit kyrillischen Buchstaben an der einen oder anderen Tür und der Kaviar auf dem langen Tisch im Konferenzraum machen deutlich, dass hier von den 120 Mitarbeitern der Holding etwas andere Zeitschriften, Sendungen oder Online-Auftritte produziert werden.
„Das Medienportfolio von RusMedia ist unmittelbar auf die Ansprüche, die Mentalität, die kulturellen Besonderheiten und das Werbeverhalten der russischsprachigen Zielgruppe zugeschnitten“, erklärt Irina Deponte, Marketingleiterin der RusMedia RR GmbH, eines der fünf Unternehmen, die zur RusMedia Group gehören. Für die Russischsprachigen hätten die Pflege und der Erhalt der russischen Sprache eine große Bedeutung, was durch russische Medien nur gefördert werde. „Trotz guter Deutschkenntnisse und eines hohen Integrationsgrades wollen sie ihre Kultur und Sprache nicht aufgeben und an folgende Generationen weitergeben“, so Deponte.
Dass sich die russischsprachigen Mitbürger – deutschlandweit sind es immerhin etwa vier Millionen – zu einer zahlungskräftigen Bevölkerungsgruppe mit einem ausgeprägten Markenbewusstsein entwickelt haben, entdeckten auch zahlreiche Werbekunden, die sich für die Produkte von RusMedia interessieren. Media Markt, Lotto, Lufthansa, Saturn, Air Berlin und VW sind einige der Unternehmen, die Irina Deponte anführt. Als Marketing-Expertin der Holding setzt sie darauf, dass Informationen über Medien in der Muttersprache bei den russischsprachigen Mitbürgern eine hohe Glaubwürdigkeit und Akzeptanz genießen.
Begonnen hat die Geschichte der Medienholding mit einer Zeitung und vier Freunden. Swetlana Lekach, Dimitri Nad, Dmitri und Boris Feldmann legten mit der Zeitung Russkij Berlin den Grundstein für die heutige Unternehmensgruppe, in der alle vier als Geschäftsführer tätig sind. Nur sechs Jahre nach Veröffentlichung der ersten Zeitung organisierte der Verlag in Berlin den Weltkongress der Russischsprachigen Presse. Seit 2004 haben alle fünf Tochter-unternehmen ihren gemeinsamen Sitz in dem Haus an der Dutschke-Straße. Drei Jahre später erschien ihre erste Tageszeitung in Deutschland.
Zu den besonderen Alleinstellungsmerkmalen für die RusMedia Group zählt Deponte „Radio Russkij Berlin 97,2 FM“. Seit mittlerweile zehn Jahren ist der Sender on Air und hat sich zum einzigen privaten russischsprachigen Radio in Westeuropa entwickelt, das rund um die Uhr sendet. Dabei sei es anfangs problematisch gewesen, überhaupt eine Frequenz zu bekommen, erinnert sich Deponte. Dass sich die Dinge dennoch auf diese Weise entwickelt haben, sieht sie als gutes Zeichen für einmultikulturelles Berlin.